Sustainable Development Goals & Entwicklungszusammenarbeit

Veröffentlicht am März 13

Die Sustainable Development Goals (SDGs) haben seit ihrer Einführung im Jahr 2015 die internationale Entwicklungszusammenarbeit grundlegend verändert. Sie bilden einen umfassenden Rahmen für diverse globale Entwicklungsinitiativen. Die SDGs erweitern den Fokus auf ein ganzheitliches Verständnis nachhaltiger Entwicklung, das wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimensionen integriert. Dabei verlagern sie den Schwerpunkt von einem Geber-Empfänger-Verhältnis auf echte Partnerschaften und gemeinsame Verantwortung.

Die Agenda 2030 als neues Paradigma der Entwicklungszusammenarbeit

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung mit ihren 169 Zielvorgaben bilden das Herzstück der Agenda 2030, die im September 2015 auf einem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedsstaaten verabschiedet wurde und am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Kraft trat. Diese Agenda stellt einen grundlegenden Paradigmenwechsel dar, da sie nicht mehr nur Entwicklungsländer adressiert, sondern universell angelegt ist. Mit den SDGs sind erstmals alle Staaten aufgerufen, die Armut zu beenden, die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, Gesundheit und Bildung zu verbessern, Städte nachhaltiger zu gestalten und den Klimawandel zu bekämpfen.

Der revolutionäre Charakter dieses Ansatzes liegt darin, dass die traditionelle Dichotomie zwischen "Entwicklungsländern" und "entwickelten Ländern" aufgebrochen wird. Stattdessen werden nun alle Länder als "Entwicklungsländer" verstanden, was einen Bruch mit dem bisherigen karitativen Verständnis darstellt, bei dem Industrienationen die ärmeren Länder fördern. Diese neue Perspektive erkennt an, dass auch hochentwickelte Staaten in bestimmten Bereichen Entwicklungsbedarf haben – etwa bei CO₂-Emissionen oder nachhaltiger Industrialisierung – und somit mitverantwortlich für globale Herausforderungen sind.

Die Bedeutung dieses Wandels kann kaum überschätzt werden. Dirk Meissner, der Direktor des German Institute of Development and Sustainability (IDOS), setzt die SDGs sogar mit der Verkündung der Menschenrechts-Charta von 1948 in Paris gleich. Sie repräsentieren einen globalen Gesellschaftsvertrag, in dem sich 193 Staaten verpflichtet haben, gemeinsam an nachhaltiger Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene zu arbeiten und Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden.

SDG 17: Partnerschaften als Schlüsselelement der Entwicklungszusammenarbeit

Unter den 17 Zielen nimmt SDG 17 "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele" eine besondere Stellung ein, da es den Implementierungsmechanismus für alle anderen Ziele darstellt. Es basiert auf der grundlegenden Erkenntnis, dass globale Herausforderungen globale, gemeinsame Anstrengungen erfordern. Das internationale System – einschließlich Finanzsystem, Weltmarkt, Wissen und Technologie – muss so ausgerichtet sein, dass alle Menschen in allen Ländern davon profitieren und gleichberechtigten Zugang erhalten können.

Ein zentrales Element von SDG 17 ist die Forderung, dass alle Geberländer 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für ärmere Länder bereitstellen sollen. Diese Zielvorgabe steht im deutlichen Kontrast zur aktuellen Situation: Die Leistungen im Rahmen der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) erreichten zwar im Jahr 2022 einen Rekordwert von 206 Milliarden US-Dollar, doch investieren die DAC-Geberländer im Durchschnitt nur 0,36 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit. Es bleibt somit eine erhebliche Finanzierungslücke bestehen, die geschlossen werden muss, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt von SDG 17 ist der Fokus auf verschiedene Formen von Partnerschaften. Das Ziel fordert explizit, dass alle gesellschaftlichen Akteure – Wirtschaft, Wissenschaft, organisierte Zivilgesellschaft und Kommunen – einen Beitrag leisten sollen, um die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. Diese Forderung nach inklusiven Ansätzen spiegelt sich in der zunehmenden Bedeutung verschiedener Partnerschaftsmodelle wider, darunter öffentlich-private Partnerschaften (PPPs) und Multi-Akteurs-Partnerschaften (MAPs).

Transformative Multi-Akteurs-Partnerschaften in der Entwicklungsarbeit

In der traditionellen Entwicklungszusammenarbeit war der Partnerschaftsbegriff vorwiegend durch öffentlich-private Partnerschaften (PPPs) besetzt, bei denen privatwirtschaftliche Entwicklungsvorhaben durch staatliche und privatwirtschaftliche Akteure gemeinsam finanziert und realisiert werden. Seit dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung im Jahr 2002 hat sich jedoch ein breiteres Verständnis der Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Akteure in Multi-Akteurs-Partnerschaften etabliert.

Diese MAPs gelten als innovatives Governance-Instrument, um die Entwicklungsziele auf spezifische Kontexte wie Länder, Regionen, Kommunen oder Industrien und Sektoren umzusetzen. Ein Beispiel für eine erfolgreiche MAP ist die Initiative für Transparenz im rohstoffgewinnenden Sektor (Extractive Industries Transparency Initiative, EITI). Solche Partnerschaften werden als wichtige Triebfedern für die in der Agenda 2030 geforderte transformative Entwicklung angesehen.

Die SDGs als Katalysator für die Entwicklungszusammenarbeit

Die Sustainable Development Goals haben einen tiefgreifenden Wandel in der Entwicklungszusammenarbeit eingeleitet, der über eine bloße Anpassung von Förderprioritäten hinausgeht. Sie fordern eine grundlegende Neuausrichtung des gesamten Entwicklungsparadigmas, weg von einem Nord-Süd-Hilfsdiskurs hin zu einem Modell globaler Partnerschaft und geteilter Verantwortung.

Das Reformpotenzial der Agenda und die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit hängen maßgeblich von der Fähigkeit der Geberländer ab, ihre Kooperationskriterien, -mechanismen und Instrumente auf die Agenda auszurichten. Dies erfordert einen stärkeren Fokus auf die Prioritäten der Partner und das globale Gemeinwohl, eine bessere Koordination und arbeitsteilige Organisation sowie die Etablierung der Entwicklungszusammenarbeit als Kohärenzinstrument.

Es geht letztlich darum, die hohen entwicklungsrelevanten Standards der Agenda als Grundprinzipien für internationale Kooperation in allen Politikfeldern zu stärken. Dies bedeutet, dass Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr als isolierter Politikbereich betrachtet werden kann, sondern als integraler Bestandteil eines kohärenten Ansatzes, der Handels-, Finanz-, Umwelt- und andere Politikbereiche umfasst.

Die SDGs haben somit das Potenzial, die Entwicklungszusammenarbeit zu einem wirksameren Instrument für globale nachhaltige Entwicklung zu machen – vorausgesetzt, die internationale Gemeinschaft ist bereit, die notwendigen Ressourcen bereitzustellen, strukturelle Reformen durchzuführen und echte Partnerschaften auf Augenhöhe zu etablieren. Der Erfolg wird letztlich davon abhängen, inwieweit es gelingt, die Vision der Agenda 2030 in konkrete, messbare Fortschritte für alle Menschen zu übersetzen.

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